Uli Borowka
ehemaliger Fußballprofi
„Ich konnte mich selber nicht mehr leiden“
Video-Gespräch mit Uli Borowka
Mindestens 16 Jahre kaschierte Uli Borowka seine Alkoholsucht und brachte als Profifußballspieler am Wochenende Leistung auf dem Platz. Er absolvierte 388 Bundesligaspiele, war sechsmal in der Nationalmannschaft, wurde mit Werder Bremen Deutscher Meister und gewann den DFB Pokal und Europapokal. Im Jahr 2000 geht er nach vielen Abstürzen für vier Monate in eine Suchtklinik und erkennt an, dass er alkoholkrank ist.
Seit 24 Jahren ist Uli Borowka nun trocken und klärt auf. Er engagiert sich in Sportvereinen und Schulen und sensibilisiert Jugendliche gleichermaßen wie Erwachsene für eine verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol.
Im Gespräch mit Dr. Harald Schmid, der sich als Botschafter für „Kinder stark machen“ ebenfalls schon sehr lange für das Thema Suchtprävention stark macht, spricht Uli Borowka über sein bewegtes Leben und seine Motivation, anderen zu helfen.
Zum Video-Gespräch mit Uli Borowka und Harald Schmid (22min)
„Erwachsene sind Vorbilder für Kinder und Jugendliche in allen Lebenslagen“
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Herr Borowka, mit sehr persönlichen und ehrlichen Einblicken in ihre Lebensgeschichte als ehemaliger Profifußballer und gleichzeitig Alkoholkranker engagieren Sie sich seit vielen Jahren mit einem eigenen Verein in der Suchtprävention. Mit wem suchen Sie das Gespräch und welche Erfahrungen machen Sie dabei?
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Uli Borowka
Mit unserem Verein Uli Borowka Suchtprävention und Suchthilfe e. V. wollen wir im Bereich der Prävention in erster Linie aufklären. Wir wollen Nichts verbieten, aber auf die Gefahren hinweisen und an meinem Beispiel deutlich machen, welchen Weg man einschlagen kann, wenn der verantwortungsvolle Umgang mit Suchtstoffen nicht mehr gegeben ist. In der Präventionsarbeit gehen wir gezielt in Sportvereine und Schulen. Durch meine eigene Geschichte bin ich glaubwürdig und erreiche die Menschen.
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Wieviel Verantwortung tragen Trainerinnen und Trainer heutzutage in einem Verein für die ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen?
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Uli Borowka
Erwachsene sind generell Vorbilder für die nachfolgende Generation. Im Guten, wie im Schlechten. Insbesondere in Sportvereinen ist der Einfluss von Älteren wie auch Trainerinnen und Trainern sehr hoch. Sie verbringen oftmals viel Zeit miteinander und tragen eine große Verantwortung. Kinder und Jugendliche orientieren sich an Erwachsenen und lassen sich durch sie beeinflussen.
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Wie bei Ihren Vereinsbesuchen geht es auch bei „Alkoholfrei Sport genießen“ nicht darum, Alkohol zu verbieten, sondern für einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol zu werben. Welche kleinen und großen Schritte können Sportvereine hier gehen und ein wirkungsvolles Zeichen setzen?
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Uli Borowka
Der Genuss von Alkohol bei Kinder- und Jugendspielen, sowohl von den Zuschauern als auch von den Spielern, sollte vermieden werden. Sport und Alkohol ergänzen sich nicht. Wenn man den generellen Genuss von Alkohol in dieser Altersklasse unterlässt und deutlich macht, dass es ohne Alkohol besser funktioniert, fühlen sich auch Menschen, die eigentlich nicht trinken wollen, aber oftmals dem Gruppenzwang unterliegen, deutlich wohler und darin bestärkt, alkoholfrei Sport zu treiben.
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Vielen Dank für das Interview.
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